Hundeerziehung, wie es wirklich geht
Wie werden Hunde darauf vorbereitet, in Krisengebieten Leben zu retten? Warum ist Vertrauen in den Hund so entscheidend? Und welche Herausforderungen gibt es beim Training? Martin Weitkamp, der sich auf die Ausbildung von Minenspürhunden spezialisiert hat, gibt uns spannende Einblicke in seine Arbeit und erzählt von beeindruckenden Erlebnissen aus dem Einsatz.
Martin, dein Leitsatz ist: Vertrau dem Hund. Er riecht besser, er hört besser – also vertraue ihm. Martin, wer steckt hinter diesem Leitsatz? Und wie bist du dazu gekommen, Hunde für Krisengebiete auszubilden? Schließlich retten diese Tiere unzählige Leben – das muss man sich mal bewusst machen.
Martin Weitkamp: Ja, das ist im Grunde eine lange Geschichte. Ich beschäftige mich seit über 40 Jahren mit Hunden, angefangen im Hundesport. Irgendwann dachte ich, das muss doch noch weitergehen.
Durch Zufall habe ich nach dem Krieg in Ex-Jugoslawien mitbekommen, dass Minenspürhunde gebraucht werden. Ich habe mich dann mit dem Auswärtigen Amt in Verbindung gesetzt und bin nach Sarajevo geflogen, zum UN Mine Action Center. Dort habe ich erste Kontakte geknüpft und mir angesehen, wie das Ganze funktionieren könnte.
Es gab damals kaum Regularien, weil die Arbeit mit Minenspürhunden noch relativ neu war. Es gab nur ein Unternehmen in Südafrika und die Norwegian People’s Aid, die Hunde einsetzten. Wir haben dann einfach mal vier Hunde trainiert, überlegt, wie wir es am besten machen, und uns an sichere Abläufe gehalten – denn man kann einen Hund nicht einfach so ins Minenfeld schicken.
Je nach Land gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Doch wir hatten schnell Erfolge. Das Mine Action Center in Mostar führte daraufhin einen Test ein – und unsere Hunde bestanden ihn sofort. So konnten sie direkt eingesetzt werden, und ab da hat sich das Ganze weiterentwickelt.
Es ist ja sicher ein großer Unterschied, ob man Hunde in Deutschland trainiert oder sie dann in Krisengebieten einsetzt – mit all den neuen Geräuschen, dem Klima und den äußeren Einflüssen.
Martin Weitkamp: Ja, absolut. Zunächst einmal muss der Hund für diese Arbeit wirklich 100 % geeignet sein.
Ich erinnere mich noch gut an Brutus, einen Mischling mit enormem Spieltrieb. Er war sehr gut, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Er durfte genau drei Bestätigungen für einen Fund bekommen – also dreimal das Bällchen zur Belohnung. Danach hat er so hochgedreht, dass an konzentriertes Suchen nicht mehr zu denken war.
Ich musste für zwei Wochen nach Hause und ließ ihn in Kroatien. Drei Tage später rief mich jemand an: Brutus sucht nicht mehr. Ich konnte es kaum glauben, bin sofort hingefahren und habe mir die Situation angeschaut. Es stellte sich heraus: Man hatte ihm nach einem Fund kein Bällchen mehr gegeben. Und Brutus dachte sich dann: Na gut, wenn ich nichts dafür bekomme, dann suche ich eben auch nicht mehr.
Das zeigt einfach, dass man sich immer in den Hund hineinversetzen muss. Jeder Hund ist anders.