
Fortgeschrittene Kommandos – Wie du deinen Hund weiterbringst
Jeder Hundebesitzer kennt die Basics: Sitz, Platz, Fuß – aber wie geht es danach weiter? Welche fortgeschrittenen Kommandos sind wirklich sinnvoll und machen das Leben mit deinem Hund einfacher? In dieser Folge von Tierisch gut spricht Irene Teubner mit Hundetrainer Martin Weitkamp über die wichtigsten weiterführenden Befehle.
Welche weiterführenden Kommandos sind nützlich?
Martin Weitkamp: Besonders wichtig ist ein Stoppsignal, um eine Handlung zu unterbrechen. Auch ein sicheres Hier! ist essenziell. Praktisch sind zudem Befehle fürs Verhalten beim Tierarzt, wie „Steh“ oder „Bleib“.
Ein Stoppsignal kann Leben retten – ich hatte eine blinde Hündin, die durch „Stopp“ sicher stehenblieb.
Martin Weitkamp: Genau! Ich nutze oft „Platz“ als Stoppsignal, weil der Hund sich hinlegt und wartet. Das ist hilfreich bei unerwarteten Begegnungen mit Joggern oder Radfahrern.
Ist „Hier!“ ein fortgeschrittenes Kommando?
Martin Weitkamp: Es zählt zu den Grundlagen, muss aber gut trainiert sein. Viele Hundehalter rufen: „Hier, komm, los, beeil dich!“ – das ist für den Hund unverständlich. Klare, konsistente Signale sind entscheidend.
Wie trainiere ich „Hier!“ effektiv?
Martin Weitkamp: Anfangs in einer reizarmen Umgebung, z. B. im Wohnzimmer. Sobald das klappt, steigern wir langsam die Ablenkung. Bestätigt wird nur das gewünschte Verhalten – nicht zögern, nicht abbrechen.
Macht das Clickertraining Sinn?
Martin Weitkamp: Ja, aber richtig angewendet! Klicker ist eine präzise, emotionale Bestätigung. Doch viele klicken planlos oder konditionieren den Hund nicht richtig darauf.
Wie bringe ich meinem Hund ein neues Kommando bei?
Martin Weitkamp: Erst das Verhalten auslösen, dann das Hörzeichen geben. Beim „Sitz“ z. B. das Leckerchen über den Kopf halten, sodass der Hund sich automatisch hinsetzt – dann das Signal sagen und belohnen.
Viele drücken den Hund aufs Hinterteil…
Martin Weitkamp: Ein Fehler! Dadurch lernt der Hund unbewusst, beim Kommando erst zu widerstehen, bevor er sich setzt.
Wie wichtig ist die Körpersprache?
Martin Weitkamp: Sehr! Hunde lesen uns besser als wir denken. Angespannte Schultern oder Nervosität wirken sich direkt auf ihr Verhalten aus.
Sollte ich immer eine Belohnung geben?
Martin Weitkamp: Nein, nicht nach jeder Wiederholung. Sonst erwartet der Hund sie und wird ungeduldig. Auch zu überschwängliches Loben kann ihn aus der Ruhe bringen.
Und was, wenn mein Hund einfach nicht versteht, was ich will?
Martin Weitkamp: Dann habe ich etwas falsch gemacht. Übungen sollten schrittweise aufgebaut werden. Beim Apportieren z. B. erst das Halten trainieren, dann das Aufnehmen, dann das Zurückbringen.
Ich dachte immer, Apportieren ist eine einzige Übung!
Martin Weitkamp: Nein, es besteht aus mehreren Schritten. Wenn ich den Hund am Ende belohne, bestätige ich vielleicht nur das letzte Verhalten – nicht das eigentliche Apportieren.
Wie erkenne ich, wann ich eine neue Übung einführen kann?
Martin Weitkamp: Sobald der Hund das vorherige Kommando sicher beherrscht. Meist reichen 10 Minuten pro Trainingseinheit. Zu lange Einheiten überfordern den Hund.
Was ist der wichtigste Faktor beim Training?
Martin Weitkamp: Die Bindung. Ein Hund, der sich auf seinen Menschen verlassen kann, lernt schneller und sicherer.