
Nostalgie-Erinnerungen: Zeitreise in die Vergangenheit
Der Gartentag

Der Frühling war immer eine besondere Zeit im Garten meiner Oma. Schon ab Februar, wenn die ersten Gartenkataloge eintrafen, begann die Planung für die kommende Saison. Dann waren meine Oma und ich stundenlang draußen. Aber jetzt wurden die Pflanzen für das Jahr ausgewählt.
Gartenplanung im Frühling:
Jedes Jahr studierte meine Oma die Kataloge sorgfältig und gründlich. Was sich im letzten Jahr bewährt hatte, wurde wieder bestellt. An der Stelle wurde der Katalog eingeknickt und das Saatgut bekam ein Kreuz. Manches war nicht so gut, das wurde ersetzt. Und zwar durch Sorten, die mehr Ertrag versprachen oder resistenter gegen Krankheiten waren. Der Garten war akribisch durchdacht. Meine Oma hatte dafür ein kleines DinA5-Heft, in das sie den Umriss des Gartens zeichnete. Der Garten war in vier Viertel aufgeteilt, und jedes Jahr wanderte der Standort der Pflanzen, um den Boden nicht zu erschöpfen.
Wir hatten ein Prinzip
In einem Viertel pflanzten wir Kartoffeln, in einem anderen Möhren und rote Bete, in einem weiteren Erbsen und Zucchini und schließlich das letzte mit Tomaten, Kräutern und Salat. Besonders bei den Kartoffeln achtete meine Oma darauf, dass sie jedes Jahr in einem anderen Viertel gepflanzt wurden, um den Boden zu schonen und Krankheiten vorzubeugen.
Nach den Kartoffeln kamen immer Möhren und Rote Bete auf das Beet. „Kartoffeln lockern den Boden, das ist gut für das nächste Jahr für alles, was in den Boden wächst“, sagte sie. Zwischen die Möhren setzten wir immer Lauchzwiebeln – als natürlichen Schutz gegen die Möhrenfliege.
Erbsen und Zucchini durften nie direkt neben die Kartoffeln gepflanzt werden, das hätte die Ernte beeinträchtigt. Auch Tomaten wurden sorgfältig platziert, umgeben von Petersilie und Knoblauch, denn sie schützten die Pflanzen vor Schädlingen.
Das braucht Zeit….
„Das braucht Zeit, Kind, hab nur mal Geduld“, sagte meine Oma immer, wenn ich ungeduldig wurde. Sie zeigte mir, dass man nicht einfach blind drauf losgeht und hofft, dass alles gut wird. Es braucht Wissen, Planung und Pflege – sowohl im Garten als auch in anderen Bereichen des Lebens.
Diese Lektion begleitet mich bis heute. Bevor ich etwas Neues angehe, nehme ich mir die Zeit, mich darauf vorzubereiten, und ich höre auf die Ratschläge von Menschen, die Erfahrung haben. Damit fahre ich ganz gut, ihr Lieben.
Dazu ein Kommentar von Nina, unserem Life-Coach: Dein Text berührt mich sehr, weil er etwas Wesentliches sichtbar macht: Die Verbindung zwischen dir und deiner Großmutter entstand durch gemeinsames Tun und respektvolles Miteinander. Der Garten war mehr als nur Pflanzen und Ernte – er war ein Ort der Begegnung und des gegenseitigen Lernens.
Du beschreibst eindrucksvoll, wie deine Großmutter dir geduldig beibrachte, dass alles seine Zeit braucht und gute Dinge nicht durch Ungeduld entstehen. Genau das brauchen Kinder und Jugendliche heute: Erwachsene, die ihnen mit Geduld, Klarheit und echtem Interesse begegnen, ohne Druck oder Erwartungshaltung.
Genauso wie Pflanzen Raum brauchen, um zu wachsen, brauchen Menschen Raum und Zeit, um sich zu entfalten. Deine Großmutter hat intuitiv verstanden, dass man Wachstum nicht erzwingen kann, sondern nur begleiten. Diese Erfahrung, die du mit ihr gemacht hast, ist eine wunderbare Grundlage für dein weiteres Leben und deine eigenen Beziehungen.

Hinter dem Omakind steckt Claudia: „Schon als kleines Mädchen zog es mich magisch in den Garten meiner Oma – ich pflanzte mit ihr Kartoffeln, ließ die warme Erde durch meine Finger rieseln, in der Luft lag der süße Duft reifer Äpfel und das zufriedene Summen der Bienen. Aus der Küche duftete es nach frisch gebackenem Brot und leckerem Eintopf. Ganz nebenbei lernte ich, wie man aus einfachen Zutaten leckere und gesunde Gerichte zubereitet, wie man klug wirtschaftet und alles so einfach wie möglich macht. Praktisch muss es sein, und schnell muss es gehen – und dabei hatte meine Oma so manchen Trick auf Lager. Diese Erinnerungen möchte ich hier auf Omakind mit euch teilen.“
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